Experteninterview mit Fa. Confare GmbH, Mag. Michael Ghezzo (CEO)
Alexander Wozak – Unternehmensinhaber von HR Consulting Alexander Wozak. Seit fast 30 Jahren ist er am Puls der Zeit und verfolgt neueste Trends im HR-Wesen. In diesem Bloginterview unterhalten wir uns mit ihm über die Rolle von KI im Recruiting-Prozess und was diese für Sie bedeutet. Persönlich treffen Sie Alexander Wozak bei den Confare CIOSUMMITS in Frankfurt, Salzburg und Zürich.
Wie stark hat AI das IT-Recruiting Deiner Meinung nach schon verändert?
In Österreich hat sich AI im IT-Recruiting noch nicht flächendeckend durchgesetzt, aber der Einfluss wächst langsam. Vor allem größere Unternehmen und internationale Konzerne nutzen bereits KI-gestützte Tools zur Vorselektion, für Matching oder für automatisierte Kommunikation (z. B. Chatbots im Bewerbungsprozess). KMUs agieren hingegen bewusst vorsichtig – teils aus berechtigten Datenschutzbedenken, teils aufgrund von Budget- und vor allem Know-how-Engpässen.
Wo stehen wir aktuell mit AI im Recruiting?
Wir befinden uns in einer Übergangsphase: AI wird, wenn überhaupt, unterstützend eingesetzt – keinesfalls als Ersatz menschlicher Entscheidungen. Das hat auch mit offenen rechtlichen und ethischen Fragen zu tun. Typische Einsatzgebiete sind:
• Skill-Matching (z. B. mittels semantischer Analyse)
• Chatbots
• Textoptimierung von Stellenanzeigen
Welche Chancen siehst Du, um den Fachkräftemangel in der IT zu entschärfen?
AI kann helfen, den Fachkräftemangel durch automatisierte Prozesse und bessere Passung abzufedern – lösen kann sie ihn nicht. Gesucht werden auch künftig vor allem erfahrene und gut ausgebildete Fachkräfte.
Mögliche Hebel:
• Matching durch Relevanzfilter statt bloßer Keyword-Suche optimieren
• Bewerbungsprozesse beschleunigen, um Absprungraten zu reduzieren
Verlieren wir durch AI nicht den persönlichen Touch im Recruiting, der oft entscheidend ist?
Ja – wenn AI unkritisch oder falsch eingesetzt wird. Richtig integriert, kann sie jedoch repetitive Aufgaben übernehmen und dadurch mehr Raum für persönliche Gespräche und individuelle Beziehungspflege schaffen. Entscheidend ist: Es braucht Transparenz im Einsatz – und menschliche Ansprechpartner müssen präsent bleiben, insbesondere in der Endauswahl.
Welche Skills brauchen HR-Teams kĂĽnftig im Umgang mit AI?
Das hängt vom jeweiligen Bereich ab. Gerade im IT- und Technik-Recruiting wird HR deutlich fachspezifischer und datengetriebener agieren müssen. Fachlich versierte Kandidat:innen erwarten Gesprächspartner:innen, die ihre Sprache sprechen.
Wichtige Skills:
• Verständnis für KI-Modelle und deren Grenzen
• Technologieaffinität, um Tools korrekt einzusetzen und Kandidat:innen auf Augenhöhe zu begegnen
• Zwischenmenschliche Kompetenz – gerade für Interviews und finale Entscheidungen
Wie können Unternehmen sicherstellen, dass AI-gestützte Auswahlprozesse fair und transparent bleiben?
• Regelmäßige Audits der eingesetzten Algorithmen
• Transparente Kommunikation: Bewerber:innen müssen wissen, wo und wie AI eingesetzt wird
• Human-in-the-Loop-Prinzip: Entscheidungen müssen nachvollziehbar und von Menschen überprüfbar sein
• Sicherstellung der DSGVO-Konformität
Gibt es konkrete AI-Tools oder Ansätze, die sich beim IT-Recruiting wirklich bewährt haben?
Einige Tools unterstützen bereits erfolgreich – vor allem in größeren Unternehmen –, ersetzen aber keineswegs menschliches Recruiting.
Beispiele:
• Textkernel: CV-Parsing und semantische Suche
• Chatbots zur Vorqualifikation
Was rätst Du IT-Führungskräften, die AI gezielt ins Recruiting einbauen wollen, ohne dabei Vertrauen und Menschlichkeit zu verlieren?
• Transparente Kommunikation über den Einsatz von AI – die Letztentscheidung liegt immer beim Menschen
• AI als Unterstützung begreifen, nicht als Blackbox
• Menschliche Interaktion erhalten und durch AI sinnvoll ergänzen
• Mit Pilotprojekten starten, Feedback integrieren, dann skalieren
Vertrauen entsteht durch Nachvollziehbarkeit, Menschlichkeit und Offenheit – auch im digitalen Recruitingprozess.